Montag, 16. August 2010

Unabhängigkeitstag, über koreanische kriege und übers Ohr gehauen

So - ich bin schon wieder leicht im verzug mit dem schreiben, daher werde ich heute über den gestrigen und den heutigen tag schreiben.
mosaik im museum

gestern haben wir erstmal ziemlich ausgeschlafen - gehört sich ja auch so für einen sonntag. Dieser ist hier in Korea ein besonderer (15.8), da nämlich Unabhängigkeitstag, wie ja jasmin gestern schon kurz erwähnt hat. Japan hatte an diesem datum 1945 kapituliert. Alljährlich wird seit dem von der Japanischen Regierung als provokation der yasukuni-schrein besucht um verurteilten japanischen kriegsverbrechern zu gedenken. Das wird von den Koreanern als ungeheuerlich empfungen - dieses jahr haben die japanischen oberhäupter bewusst drauf verzichtet und statt dessen eine art entschuldigung für die kriegssünden verlauten lassen. Laut Medien ist das den koreanern nicht genug - sie vordern detailiertere entschuldigungen, die auch beispielsweise auf die trost-mädchen eingehen (hauptsächlich koreanische mädchen, die während des krieges zur prostitution gezwungen und als "trostspender" für japanische soldaten missbraucht wurden).
Für uns also ein passender tag um das kriegsmuseum zu besuchen. Dieses befindet sich gleich an der ubahnstation samgakji und besteht aus einem riesigen park in dem allerhand kriegsgeräte ausgestellt und mahnmale zu finden sind und einer riesigen ausstellungshalle.
statur der zwei brüder - einer nord einer süd treffen sich auf schlachtfeld: wahre geschichte
Vor dem kriegsmuseum haben koreaner eine art party gefeiert, die aber wohl auch demonstrationscharakter hatte, so haben wir uns gedacht - verstanden haben wir ja nicht viel. Jedenfalls wurden lautsprecherdurchsagen gemacht und kräftig getrommelt. Das polizeiaufgebot übertraf die zahl der demonstranten um ein vielfaches, auch weil gegenüber ein wichtiges millitärgebäude steht.
Im großen Haupthaus des museums gab es zwei ausstellungen: eine sonderausstellung zur demarkationszone am 38sten breitengrad (die irgendwie ziemlich teuer war) und die hauptausstellung, die alle kriegerischen auseinandersetzungen der koreanischen geschichte zusammenfasste (die war für lau). Wir haben uns - wahrscheinlich in weiser vorraussicht auf unser kostspieliges abendessen - "nur" die hauptausstellung angesehen. In drei stockwerken und sechs ausstellungshallen plus "war experience room" und cinema haben wir uns über die drei königreiche goguryeo, baekja und silla, die auseinandersetzung mit japan (inklusive admiral yi sun shin's berühmtes schildkrötenboot) und natürlich den koreakrieg schlaugemacht. Das ganze hat locker drei bis vier stunden in anspruch genommen, war aber sehr interessant und vor allem überhaupt nicht langweilig gemacht. Überall waren videowände angebracht, die kleine ca. 10 minuten lange trailer über die ausstellungsstücke und den jeweiligen kriegsabschnitt präsentierten. Man musste nur einen günstigen Moment erwischen, in dem kein koreaner in der nähe war - nur dann konnte man ungestraft auf "englisch" drücken.
sogar echte soldatinnin saßen in den panzern

Danach haben wir uns noch den außenbereich angesehen, konnten aber bald nicht mehr, weil uns die füße wehtaten. In samgakji haben wir dann noch geld geholt und uns über unseren kontostand informiert, was gar nicht so einfach ist, weil man dazu das checkbuch in den automaten geben muss, der dann darauf schreibt.
schildkrötenboot - geniale erfindung!
Dann ging es weiter nach namdemun - auf dem markt wollten wir etwas essen, da wir gehört haben, dass das recht preiswert sein soll. Wir haben dann nach einigem herumsuchen auch an so einem stand platzgenommen und uns dokbuki (schon im blog erklärt), hühnerspieße und pajeon gegessen und eine flasche bier getrunken. Dabei haben wir noch ein koreanisch-japanisches ehepaar kennengelernt (und dass an so einem geschichtsträchtigen tag). Als die rechnung kam sind uns allerdings die augen rausgefallen: 21.000 won - also 14 euro  - ein riesenpreis in korea- vor allem für essen! wohl oder übel mussten wir dann bezahlen. Später haben wir erfahren, dass das wohl der 3fache preis von dem ist, was koreaner da bezahlen - schön doofe ausländer!
Zu hause mussten wir dann sogar noch was gegen den hunger essen, denn das marktessen hielt nicht lange vor.

Heute sind wir dann um 7.30 uhr mit dem bus ins krankenhaus gefahren. Nach einem schnellen frühstück im icc gings dann zur dermatologie - aber erst nachdem wir unserer betreuerin hier erklärt haben, dass wir schon diese woche in die derma gehen - sie hatte irgendwie mit nächster woche geplant. Dementsprechend waren auch die dermatologen ein bischen verwirrt. Das hatte sich jedoch schnell gelegt und wir wurden von den assistenten herumgeführt. Dann konnten wir bei frau prof. lee platz nehmen und haben patienten gesehn. Wie schon in der endoskopie, werden diese hier in einem tempo durchgeschleust, von dem man in deutschland nur träumen kann. In den vier stunden haben wir bestimmt zwischen 30 und 40 patienten gesehen.
jasmin bei der einreise nach (fake-) nordkorea
Das interessanteste war eine chemische verbrennung - sah schon übel aus. unterhalten wurde sich natürlich nur auf koreanisch - uns wurde dann danach in knappen engischen wörtern der fall erklärt. Die zeit verging recht schnell und wir brachen auf anweisung der professorin um 12 zum lunch auf. Danach haben wir uns nocheinmal in der derma gemeldet, nur um zu erfahren, dass um 12 schon schluss ist. Das hat uns natürlich nicht gestört und nach einem weiteren ernussbuttersandwich (diesmal keine hexe) - der lunch war nicht so besonders - machten wir uns schon auf den heimweg. Der nachmittag verlief mit mittagsschläfchen und joggen ganz entspannt. Vorhin waren wir auf empfehlung unserer mitbewohner an der hauptstraße essen. Für 7000 won (also keine fünf euro) gab es ordentlich bibimguksu (wie bibimbap nur mit nudeln statt reis) und mandu (gefüllte teigtaschen). Danach gab es noch pfirsiche im apartment, die wir an der straße gekauft haben.
Jetzt ist es schon 23.10 und wir werden langsam mal ins bett fallen. Insgesamt ein guter start in die derma und ein ruhiger nachmittag.
Bis morgen!
das korea war memorial

2 Kommentare:

  1. wäre frau fischer tot, drehte sie sich im grabe um (man beachte den konjunktiv!)

    AntwortenLöschen
  2. Ach das Schildkrötenschiff kann nix. Viel zu hohe Kosten und geringer Nutzen ;)

    AntwortenLöschen