Mittwoch, 11. August 2010

tea ceremony, der präsident und die rede

Auch heute war wieder ein endoskopiereicher tag. Das wird langsam echt zur qual. Nach so 20 Endoskopien kann man sich in etwa orientieren und nach weiteren 40 einen normalbefund und entzündungen etc erkennen. Lisa (Mitfamulantin aus Bochum) hat heute mal mitgezählt: 25 in 4 stunden. Da kann man sich in etwa ausrechnen, wie viel wir jetzt schon gesehen haben. Ich habe hier das erste mal erkannt, dass einem auch im stehen die augen zufallen können.
jasmin und lee gil ya  -die gründerin winkt
aus jeder ecke

Ich durfte heute wieder bei Professor Kwon dabeisein. Der interessiert sich sehr für Deutschland. Die schwierigste Frage war, ob ein Mercedes Vorderradantrieb oder Hinterradantrieb hat. Eigentlich dachte ich immer vorderrad, aber der prof. war vom hinterradantrieb überzeugt.
Ein paar worte zu den schwestern im koreanischen Gesundheitssystem: Sie sind der eigentliche Motor des Krankenhauses. Ein Mitfamulant hat das Gil-Hospital neulich mit einem Bienenstock verglichen - die Krankenschwestern hier sind zweifelsohne die Arbeiterbienen. Unermüdlich und mit einem Tempo, das nicht mit dem deutschen zu vergleichen ist (koreanisch: balli, balli: schnell!) richten sie die geräte her, nehmen die patienten auf, legen Zugänge (in deutschland arzt-aufgabe), nehmen blut ab (ebenso meist arzt-aufgabe) und lächeln immer freundlich. Wenn wir die endoskopie abteilung betreten wird sich immer dezent verbeugt. Die meisten Krankenschwestern können jedoch leider nur wenig bis überhaupt kein englisch. Heute habe ich glaube ich, pluspunkte gesammelt weil ich ein bisschen geholfen hab, die schläuche am patienten zu sortieren und öfter auch mal den patienten mit festhalte. Im koreanischen system ist das alles (inklusive Patienten heben)  Krankenschwesteraufgabe - ein Arzt (und auch Medizinstudent?) würde sich nicht darauf einlassen.
traditionelle tracht

Eine lustige Anekdote noch vom Mittag: Wir hatten uns grade abgemeldet und wollten zum lunch gehen, da kam uns "der vorleser" entgegen. Der "Vorleser" ist ein Assistent (Intern) in der Hepatologie, der, solange wir hier Praktikum machen, nichts anderes zu tun hat, als dem chef bei der sonografie zu helfen. Dabei besteht seine aufgabe hauptsächlich darin, die Unterlagen des nächsten Patienten in einem Affenzahn durchzusehen um diese dann in zusammengefasster Form dem chef zu präsentieren. Dieser kann in der Zeit ein wenig im Internet surfen und muss sich nicht die lästige Arbeit machen, die Unterlagen durchzusehen. Ab und an (vllt so 3 mal am tag) darf der "vorleser" dann auch mal nachsonografieren - das heißt wenn der chef fertig ist, darf er nochmal gucken ob er auch die selben befunde erhoben hätte.
Der "Vorleser" kam also zu uns und hat uns gefragt ob wir bei etwas zugucken wollten (das, was uns der chef gestern schon angeboten hat, wir aber nicht verstanden hatten).
Wir wollten aber grad zum mittag und hatten danach auch tea ceremony, daher drucksten wir etwas herum - er meinte aber es würde maximal eine viertel stunde dauern und so waren wir überredet. Im sonografieraum kam uns aber schon die assestierende schwester entgegen, die wild gestikulierte: "No, no".
beim essen unbedingt den mund verstecken
Es stellte sich heraus, dass der chef nicht wollte, dass wir zugucken, weil wir eine geregelte Mittagspause genießen sollten. Wir waren schon sehr erstaunt - selbst die frage ob Mittagessen oder nicht bleibt hier also nicht uns überlassen. Auf der einen seite schon bemerkenswert, wie besorgt man um die armen togils (deutschen) ist - auf der anderen seite schon beängstigend autoritär. So ist Korea.
Der Nachmittag war ausgefüllt mit der Tea-ceremony und einem Besuch beim präsidenten des Gil hospitals.
Die Tea ceremony fand auf dem Krankenhausgelände statt und die jenigen, die das Bild von der Gachon University im Campus Lehre in hamburg kennen, wissen auch schon wie das aussieht. Wir bekamen alle traditionelle kleidung - die Männer blaue gespensterumhänge mit modischem Imkerhut, die Frauen ein zweiteiliges Gewand. Dann mussten wir uns erst neben die Kissen stellen, anschließend auf dem Boden platznehmen. Je nach geschlecht gibt es sogar eine besondere Form die Hände zu falten. Dann wurde der tee in gefühlten 200 schritten zubereitet. Wichtigste Merkmale: die Frau muss aus Respektsgründen alles mit beiden händen anfassen, während der mann ruhig nur eine benutzen darf und der tee wird in sechs schritten immer abwechselnd eingeschenkt. Dann muss man ziemlich steif trinken und immer grade sitzen. Alles in allem schon auf jeden fall eine interessante Erfahrung, der treffenste Kommentar bezüglich der Dauer des Rituals allerdings kam von einem Mitfamulanten: "Was machen die Koreaner eigentlich, wenn sie mal richtig durst haben?"
obligate verbeugung

Dann ging es zum präsidenten im 11. Stock des Hauptgebäudes. Er empfing uns höflich und eigentlich recht locker und dann mussten unser Konti und der Chinese Husahn (oder so) jeweils eine kurze Rede halten. Nach tausend dankeschöns war die Veranstaltung dann auch relativ schnell wieder vobei.
Wir kamen allgemein zu dem Schluss, dass wir zwar nichts dagegen haben, uns beim präsidenten vorzustellen, angesichts der planlosigkeit der Autoritäten und der Ängstlichkeit und Nervosität unserer Organisatoren uns bei der ganzen Sache ziemlich lächerlich vorkamen. Die Krönung war dann, so hat Jasmin beobachtet, dass bei Kontis Lob der Organisatorin, diese Heimlich zeichen machte er solle doch noch mehr loben. Ob die hier alle um ihren job fürchten? Insgesammt mal wieder ein eher komisches Ereignis.
Heute Nachmittag sind wir dann noch in die typische ausländer falle getappt. Trotz, oder gerade vllt wegen des Stolzes mitlerweile schon ganz gut lesen zu können haben wir im supermarkt schilder verwechselt und dann für drei packungen keckse ca. 7 euro bezahlt. Schockolade und solche sachen sind hier superteuer und wir dachten bei diesen kecksen ein schnäppchen gefunden zu haben - es stellte sich aber heraus, dass die doch viel teurer waren. So wird jetzt jeder kecks doppelt genossen.
Am abend haben wir noch unsere präsentation übers uke für morgen vorbereitet. Das wird wieder so eine spaßige zwangsveranstaltung - wir sind gespannt.
dear mister präsident

Freitag ist nach Absprache mit den Departments evlt. frei - mal sehen ob wir uns trauen das auch durchzusetzen. Auf jeden Fall freu ich ich schon auf nächste woche und auf die dermatologie (hätte ich nie gedacht, dass ich das mal sagen werde).
So weit, so gut - gute nacht und bis morgen!

8 Kommentare:

  1. haha wie geil!!!
    scheint ja echt knüppel hart da zu sein...naja packst das schon...pm4life

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  2. Haha die traditionelle Tracht sieht ja geil aus :D Ich will so eine und die dann mal auf der Bühne tragen...

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  3. ja is schon cool, die sind wohl echt teuer sonst kannste dir vllt hier eine klauen

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  4. hallo jasmin, schön dass es euch gut geht. Wir vermissen euch sehr und hoffen dass ihr in Korea viel spaß habt und das ihr viel erfahrung mitbringt,eure bilder sind sehr lustig. wir haben euch lieb deine schwester und deine nichten.

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  5. hallo tante jasmin wolltest du die hünde essen,dass macht man doch nicht.ich liebe dich
    dein emre

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  6. haha, ich hab noch nie gehört,dass sich jemand auf derma freut...;-)
    nee quatsch wird sicher gut.

    freu mich, dass ihr schon fast richtige koreaner geworden seid (nur das mit den keksen dürfen wir nicht verraten..;-))

    ganz viel spaß weiterhin.
    bis bald.liebste grüße, lisa

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  7. haha, dieser hut!
    wie war dnn jetzt die präsentation?

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  8. hi prima blog, so fühlt es sich an, als würde ich nix verpassen. ihr habt ja inzwischen schon alles ausgecheckt und braucht keine tips mehr, wollte euch aber trotzdem noch schnell schicken was mir an incheon gefallen hat. incheon ist ja nicht so touristisch und oft wußte ich nicht was man nachmittags machen soll wenn es zu spät ist nach seoul zu fahren.
    1. sorae pogu. kleiner dörflicher fischerhafen, hier gibt es auch einen fischmarkt wo man preiswert rohen fisch bekommt und vor ort zubereiten lassen kann. ca 5000w taxi nach sorae pogu vom krankenhaus.
    2. incheon grand park. bus 22 (glaub ich) vom krankenhaus richtung apartment losfahren, ca 20 min fahrt, ganz nett zum spazieren.
    3. incheon friedhof. riesen traditioneller friedhof mit hügelgräbern in den hügeln, hier gehen hauenweise koreaner spazieren oder joggen oder biken, ist nachmittags sehr hübsch, ca 30 min vom apartment zu fuß, es sind die berge rechts von baegun station auf der karte
    http://www.into.or.kr/front/english/fun/citymap.html
    von baegun station brücke richtung osten am ersten hügel rechts vorbei, über die straße, dann einen weg auf den berg finden, oder mit dem taxi zum großen friedhof, dann seit ihr in der mitte der hügel.
    4. einen spaziergang auf den gyeyang hatte ich immer vor, habs aber nicht mehr geschafft.
    www.gyeyang.go.kr/foreign/engmt_gyeyang/mt_gyeyang.asp
    www.commons.wikimedia.org/wiki/file:gyeyang_mountain_20081228-1.jpg
    5. tagestour nach deokjok oder jawol-do. mit der bahn nach dongincheon, dann südlich der station bus 24 (?) bis yeonan pogu, zum yeonan coastal ferry terminal (oder taxi von dongincheon 6000w) boote fahren um 9 und 9:30, 1h bis zum terminal, 1h bootsfahrt, boot zurück um 16:30, der erste strand in deokjeok-do ist hübsch (hinter dem strand führt ein weg auf den hügel, ca 45 min, von hier gehts zum 2. strand) vom ferry terminal sinds auch nur 10 min zu fuß zum großen incheon fischmarkt
    ich schicke bald mal bilder aus nepal. bis bald. fredrik

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