Nachdem ja jetzt einige Tage weniger gepostet wurde, werde
ich heute ein wenig über unsere Arbeit hier, das Krankenhaus und das Gesundheitssystem,
soweit wir das bisher mitbekommen haben, schreiben.
|
ich verteidige "haut-koenigsbourg" |
Vorne weg nur kurz, was wir die letzten Tage so unternommen
haben: Nach unserem kilometereichem letzten Wochenende sind wir die ganze Woche
in Strasbourg geblieben und haben das französische Leben genossen, sprich viel
Baguette gegessen und unsere (praktischen) Weinkenntnisse erweitert. Wir waren
im Park de la Citadelle und den ganzen Feiertag (Himmelfahrt) im
Orangeriepark. Von Herrentag, so wie wir es teilweise kennen (mit Fahrradtour
und Herrengedeck) ist hier nichts zu merken. Außerdem haben wir die Kathedrale
von innen besichtigt und am Sonntag sogar die tägliche Vorstellung der in der
Kathedrale befindlichen astronomischen Uhr mitbekommen – anschließend ging es
zum Tag der offenen Tür im Europaparlament. Samstag haben wir wieder eine
Radtour (diesmal ca. 55km) nach Selestat unternommen, wo wir während der Nacht
der Museen die mittelalterlich restaurierte Burg „
haut Koenigsbourg“
besichtigten. Außerdem haben wir dort mit Franzosen in einer Kneipe das
Championsleaguefinale gesehen, auf das ich, aus Rücksicht auf die noch frischen
Wunden einiger Leser, nicht näher eingehen will.
|
Angelika, Jasmin, Julia in Selestat |
Nun aber zu unserem Job hier:
Am Anfang war es gar nicht so einfach sich zurecht zu
finden. Das System gleicht eher dem amerikanischen und dem, was wir in Korea
teilweise mitbekommen haben, als dem deutschen. An unserem ersten Tag haben ja
grade die sogenannten „internes“ gewechselt und waren neu auf den Stationen.
Ich bin dann ja gleich mit zwei von denen in den OP (en bloc) gegangen und hab
die erstmal für Studenten gehalten. Zum Glück hat sich unsere Unterhaltung auf
eine kurze Vorstellung beschränkt, da es sich um einen Chinesen und eine
Italienerin handelte. Die hab ich auf Grund meiner beschränkten
Französischkenntnisse und deren ausgeprägten Akzent erstmal gar nicht
verstanden. Wer weiß in welche Fettnäpfchen ich getreten wäre, wenn die
Unterhaltung funktioniert hätte. Dass ich nicht der Einzige bin der Probleme
damit hat, die auch noch sehr jung aussehenden Internes zu erkennen, habe ich
dann einige Tage später gemerkt, als die OP-Schwester die fertigen Ärzte wie
Studenten, die zum ersten mal im OP sind, darauf hingewiesen hat, dass alles,
was grün ist, steril ist.
|
die Allee der Störche, auf jedem Baum ein Nest |
Die „internes“ sind also sowas wie bei uns die Assistenzärzte,
allerdings irgendwie doch auch anders. Während bei uns die Assistenten der
Chirurgie bis zum Facharzt eine vorgegebenen Anzahl von Operationen
eigenständig absolvieren müssen, darf man hier vor dem Facharzt gar nicht
operieren. Ab und zu dürfen sie hier bei OP’s assistieren oder bei laparoskopischen
Operationen die Kamera halten. Außerdem sind sie für die Station zuständig; bei
uns auf der 2211 gibt es allerdings nur ca. 10 Zimmer (mit jeweils ein oder zweit
Patienten), die sich die drei „internes“ teilen. Die Visite mit dem „chef de service“
findet erst nachmittags, meist erst gegen 17 uhr, statt. Nicht selten ist dann
erst gegen 19 Uhr Feierabend. Die Zeit bis dahin überbrücken die Assistenzärzte
hier damit im OP zuzugucken (also wie wir) oder sich in ihr Dienstzimmer zu
setzen und Anatomie sowie Operationstechniken zu pauken. Das führt dann
manchmal dazu, dass wir drei Deutschen im Zimmer stehen und nichst zu tun haben
und drei Assistenten an ihren Schreibtischen sitzen und lernen. Wie gesagt, wir
machen uns hier nicht kaputt.
|
Orangeriepark |
Jede der drei Stationen hat einen „chef de service“ und dann
gibt es noch eine Gruppe Professoren, die meist operieren. Das Highlight der
letzten Woche: eine Nebenschilddrüse (die normalerweise, wie der Name schon
sagt, neben der Schilddrüse liegt) IN der Schilddrüse. Als der Operateur das
dann gemerkt und diese schwierige Situation trotzdem gut gemeistert hatte,
stapfte er durch den OP-Saal und rief immer wieder: „yes, yes... parfait, c’est
exceptionnel, exceptionnel“.
|
Europaabgeordnete Dr. J. Hölzel |
|
Jasmin baut Schiff |
|
Fußballgucken im Straßencafé |
Für die digestive und endokrine Chirurgie (also Chirurgie
des Verdauungstraktes und der hormonproduzierenden Organe) unter dem Chefarzt
Prof. Maresceaux ist die Uniklinik Strasbourg eine echte Kapazität. Das
IRCAD (
Institut de Recherche contre les Cancers de l'Appareil Digestif) Institut bietet mehrmals im Monat Kongresse zur laparoskopischen
Chirurgie an. An einem solchen Kongress nehmen wir diese Woche als Gasthörer
teil. Der erste Tag heute war schon ganz interessant, auch wenn die Sprache der
Vortragenden („Frenglish“) teilweise schwer zu verstehen ist (für mich
allerdings immernoch besser als Französisch). Wir sind leider immer nur
vormittags anwesend, da der Nachmittagskurs für die zahlenden Teilnehmer
reserviert ist. Hierbei werden bestimmte laparoskopische Operationstechniken an
Schweinebäuchen geübt. Die nächsten Tage werden wir versuchen zumindest einmal
dabei zu sein, um zu sehen, wie das abläuft.
wat^^ jasmin aka dr.J^^
AntwortenLöschen