Samstag, 23. Januar 2016

Alice im Outback-Land

13.11-16.11


Aktuell befinden wir uns in Cairns, Queensland, DER Stadt im tropischen Norden Australiens. Hier sind wir gestern um 20.30 Uhr Ortszeit gelandet, nachdem wir dem trockenen Ostback entflohen sind. Hier ist es tropisch feucht und zur Begrüßung tröpfelt es heute morgen auch ein wenig. Aber zu den letzten Tagen:
Nach der Landung in Alice Springs schlug uns als erstes das trockene Klima entgegen. Bei Landung um ca. 11 Uhr Ortszeit hatten wir etwa 39° C. Der Flughafen von Alice ist winzig und total entspannt, so dass wir schnell unsere Rucksäcke schnappen und per Shuttle zum Hotel gebracht wurden. Dieses war für Wüstenverhältnisse ganz gut ausgestattet und verfügte auch über einen Pool, den wir dann später ausgiebig testeten.
Die Stadt hat ein bisschen was von Südstaaten-Romatik. Man hat das Gefühl, es müsste nur noch ein Heubüschel über den Weg fegen und jemand Mundharmonika spielen. Es gibt eine Einkaufsstraße für Touristen und mehrere klimatisierte Einkaufszentren, wo auch das Bild mit dem vom Kangaroos gezogenen Weihnachtsschlitten entstand. Auf den Straßen hatte
n wir dann erstmals Kontakt zu den Aboriginal People. Diese saßen entspannt im Park herum und schlenderten durch die Straßen. Manche fuhren mit zerbeulten Autos durch die Gegend. Auffällig war, dass viele übergewichtig schienen, allerdings vor allem am Körperstamm. Unserer Guide führte dies später dann auch auf die nicht an raffinierten Zucker angepasste Diät zurück. Diabetes sei wohl ein Hauptproblem unter der indigenen Bevölkerung Australiens.
Der erste Tag in der Wüste endete dann, wie so oft, im Pub. Montes war beschrieben als sehr kinderfreundlich und hatte einen großen Spielplatz. Als wir kamen startete grade das Pub-Quiz. Unseren Kangaroo-Burger musste man sich, nachdem die entsprechende Nummer auf der Anzeigetafel erschien, selbst abholen. Ebenso das äußerst leckere, frisch gezapfte Summer-Ale. Ein Träumchen.
Am nächsten morgen haben wir dann um 5.00 Uhr ausgecheckt und wurden um 5.30 Uhr von „The Rock“-Tour abgeholt, die uns empfohlen wurden. Der Guide, Mark, war eine Art „selfmade Aussie-Cowboy“, der eigentlich aus Victoria stammt, aber sein Geld auf Reisen verdient. Die Touren fährt er seit etwa 3 Jahren. Er stellte gleich klar, dass er es gewöhnt sei, dass nicht jeder ihn versteht und so war das dann auch. Auf Grund des massiven Aussi-Slangs hatten selbst Englisch-Muttersprachler in unserer Reisegruppe Probleme, so dass es 2-7 mal zu Missverständnissen kam.
Die Gruppe bestand aus unerwartet vielen Deutschen (6), vier Österreichern, drei Franzosen, einer Australierin, einer Schottin, einer Irin, einer Belgierin, zwei Taiwanern und, zur großen Freude von Jasmin, einer Koreanerin. Da die Hälfte der Gruppe also des Deutschen, bzw. einer unverständlichen Abwandlung dessen mächtig war, wurde auch oft deutsch gesprochen, was unseren Guide dann auch irgendwann störte. Jasmin und ich haben uns ein bisschen mit ihm beschäftigt und waren dann auch ein wenig seine Lieblinge -anders können wir uns nicht erklären, dass wir mit „give us beer - Mark is the best guide“ die drawing-challange gewonnen haben und von ihm am letzten Abend ein Bier spendiert bekamen.
Am ersten Tag ging es gleich unter Anderem über den Stuart-Highway (einer zweispurigen befestigten Wüstenstraße) zum Uluru. Als erstes besichtigten wir das Informationszentrum, welches viele Geschichten aus der „Traumzeit“ der Aborigines  darbot. Anschließend machten wir uns auf den, durch Marks Shuttle-Service leicht verkürzten, Rundweg um den Uluru (insgesamt ist dieser 10 km lang - wir haben etwa 2/3 absolviert). Der Stein selbst ist fast 350 m hoch und wirkt vor allem aus der Entfernung faszinierend. Aus kurzer Distanz ist es dann eine ziemlich hohe Wand, die immer wieder von narbigen Schluchten und kleinen Höhlen durchzogen wird. Laut Guide hat der Uluru es sowohl als kulturellen, als auch aus geologisch-naturwissenschaftlichen Gründen in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco geschafft.
Die Schönheit der Natur wurde ein wenig durch super nervige Fliegen getrübt, die ständig versuchten auf Gesicht und Hals zu landen und anschließend irgendwie in Mund, Nase oder Ohren zu kommen. Einige clevere Mitreisende hatten sich bereits vorher um Fliegennetze gekümmert, die sie wie Schleier vor dem Gesicht trugen. Uns half nur wild um uns zu schlagen und zu wedeln.
Mark erklärte anschließend einige Dinge und wies uns in die (Uluro-Aboridgine) Geschichten und Zeichensprache ein. Als Rätsel kritzelte er dann mit einem Stock das Symbol für ein Wasserloch umgeben von drei Symbolen für „Mann“ in den Sand und fragte, was dass wohl bedeute. Antwort: drei Männer um ein Wasserloch: es ist ein Pub.
Anschließend gings dann zum Sonnenuntergang auf einen extra dafür eingerichteten Parkplatz auf der Westseite des Uluru. Hier warteten bereits Reisebusse mit betuchten (und betagten) Reisegästen. Es wurde Champagner und ein Buffet kredenzt. Uns blieb als Backpacker-Tour nur zuvor gekauftes Bier (zwei Dosen Viktoria Bitter für 17$, also etwa 12 Euro) und Fertignudeln aus dem riesigen Camping-Wok. Die Stimmung war jedoch prächtig und der Uluru zeigte sich beim Sonnenuntergang bei jedem Blick in einer etwas anderen Farbe. Angeblich sind wohl die Farben sogar von Tag zu Tag unterschiedlich. Im Dunkeln fuhren wir dann auf den Campingplatz, wo wir unserer Nachtlager direkt auf der roten Erde aufschlagen sollten. Hierzu werden im Outback klassischerweise „Swags“ benutzt. Hierbei handelt es sich um eine Art Mischung aus einem Schlafsack und einem Zelt. Der Boden besteht aus einer Matratze, robuster Stoff, wie bei einem Zelt, umschließt diese und lässt gerade soviel Platz, dass man mit einem Schlafsack hereinkrabbeln kann. Bei Regen kann man dann seinen Kopf, der ja rausguckt, noch mit einer Art Kapuze schützen. Für uns bei abendlich lauen 32°, auf heißem Sand liegend, keine wirkliche Option. So lag ich lediglich auf dem Swag und benutze auch meinen Schlafsack erst später, als es kälter wurde. Schutz gegen Insekten bot das Swag dann natürlich nicht mehr. Mark wies uns noch in das Verhalten bei Schlangen und Dingo-Angriffen ein (Möglichst das „pack“ mit einem Stein verjagen, sollte man versehentlich das alpha-Tier besiegen müsse man dann schließlich für das Rudel sorgen) und dann betteten sich nach und nach alle zur Ruhe. Nachts war dann der Sternenhimmel absolut unglaublich und von vielen Sternschnuppen gesäumt.
Morgens um 4:30 Uhr war dann die Nacht vorbei. Schlagenangriffe gab es keine - beim Zusammenrollen des Swags bemerkte ich lediglich, dass ich die Nacht mit einer Art Hirschkäfer verbrach hatte. Anschließend ging es zum Sonnenaufgang zum Uluru, der nicht weniger beeindruckend und diesmal auch etwas einsamer war und dann zu den Kata Tjutas. Diese Felsformationen sind ähnlich beeindruckend, sind sie mit fast 500 m Höhe deutlich größer als der Uluru. Es ging dann durchs „Valley of the Winds“ auf einem Wandertrack, der bei zu starker Hitze gesperrt wird und den man daher vor 11 Uhr antreten muss. Hier boten sich tolle Ausblicke über das karge Land und die massiven Felsen. Insgesamt fanden wir die Kata Tjuta fast ein bisschen beeindruckender, wohl, weil man durch die verwinkelten Wege einfach mehr entdecken kann.
Nach Abschluss des Wanderwegs ging es dann weitere XXX km im Minibus zum Kings Canyon. Hier haben wir auf einem Campingplatz unser Lager aufgeschlagen, auf dem laut Mark der australische Horrorstreifen „Wolf Creek“ gedreht wurde. Handlung: Verrückter lauer Backpackern und im Outback gestrandeten Reisenden auf und macht dann mit denen, was Verrückte in Horrorfilmen halt so machen. Die Vorzeichen standen also super für eine weitere Nacht im Freien. Zum Abend gab es Chili und Gemüse überm offenen Feuer geröstet und allerlei outdoorcooking-leckerreien. Die folgende Nacht war etwas kühler und abends zeigte sich eine Sternschnuppe, die ihresgleichen sucht. Der ganze Himmel war kurzzeitig, wie vom Blitz, hell erleuchtet, dann sah man die Schnuppe, ebenfalls wahnsinnig hell und dann einen noch 3-4 Sekunden nachbrennenden Schweif. Wahnsinn.
Nach ebenso frühem Wecken durch Mark ging es dann zum Kings Canyon Nationalpark. Hier hat sich durch die Plattentektonik ein kleines Gebirge aufgeworfen, welches dann, wohl ebenfalls auch Plattentektonik, Risse gebildet hat. In diese Risse floss dann Wasser, welches die Risse am Grund aushöhlte. Daraufhin brachen immer wieder große Teile der verbliebenen Berge ab, so dass sich eine unglaublich breite Schlacht bildete - der Kings Canyon. Wir absolvierten hier den Rim-Walk, der mit dem steilen „Heart-Attak-Hill“ begann (wie der Name entstand, kann man sich denken). Anschließend ging es begleitet von tollen Ausblicken zum Garten Eden, einem versteckten Wasserloch, welches sowohl den Ureinwohnern, als auch unzähligen Tieren auch in der brutalen Hitze die Aufnahme von Flüssigkeit ermöglichte.
Als dann auch der letzte Marsch geschafft war ging es zurück nach Alice Spings. Wir bekamen dann noch mit, dass sich während der drei Tage der Spruch „Waiting for the Doctors“ als running Gag entwickelt hatte. Dabei hatte ich gar nicht das Gefühl immer so weit hinten zu sein.
Nachdem alle in ihren Hostels abgesetzt waren und sich erfrischt hatten, traf man sich abends in der „Rock-Bar“ um die Wiederankunft in der Zivilisation zu feiern. Mark war dabei alkoholtechnisch weit vorn und hat sich über das breite Spektrum von Jasmins Kneipenspielchen weggeschmissen („this is the best thing, i’ve seen for a long time“).
Nach der Nacht in einem richtigen Bett stand dann ein halber Erholungstag auf dem Programm, den wir mit Erklimmen des (Berg in Alice) und Pool verbrachten. Nachmittags ging es dann zum Flughafen und dann aus der trockenen Hitze in die feuchte Hitze nach Cairns. Nach kurzem Snack auf dem winzigen asiatischen nightmarket  haben wir abends nur noch einen kurzen Spaziergang über die Esplanade gemacht und sind dann todmüde ins Bett gefallen.